Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz gehört zu den häufigsten Formen der Harninkontinenz. Bei einer überaktiven Blase verspüren Betroffene plötzlich und unkontrollierbar einen starken Harndrang, der zum unwillkürlichen Verlust von Urin führen kann.
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Menschen, die an Dranginkontinenz leiden, können dadurch in ihrem Alltag, bei der Arbeit oder bei sozialen Aktivitäten stark beeinträchtigt sein. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität wieder zu verbessern. Wir stellen Ihnen beim Sanitätshaus Seeger die Dranginkontinenz, deren Ursachen und mögliche Therapien der medizinischen Störung vor.

Was ist Dranginkontinenz – Definition und Symptome

Die Dranginkontinenz, auch als Urgeinkontinenz bekannt, ist eine der häufigsten Formen der Harninkontinenz. Die überempfindliche Blase wird auch als Reizblase bezeichnet und geht oft mit der Dranginkontinenz einher. 

Die Symptome von Dranginkontinenz sind in der Regel sehr deutlich und umfassen einen plötzlichen, überwältigenden Harndrang, der oft innerhalb weniger Sekunden auftritt. Betroffene müssen dann sofort auf die Toilette und können den Urin im schlimmsten Fall nicht zurückhalten. Obwohl der Blasenschließmuskel hier grundsätzlich intakt ist, ist die Folge ein unkontrollierter Harnverlust.

Dranginkontinenz geht meist auch mit häufigerem Wasserlassen einher. Dies kann zu einer erheblichen Einschränkung des täglichen Lebens führen und die Fähigkeit beeinträchtigen, soziale Aktivitäten zu genießen oder normale Arbeitsaufgaben auszuführen. Betroffene müssen innerhalb von 24 Stunden öfter als acht Mal auf die Toilette gehen, häufig auch nachts, und leiden unter dem unkontrollierten Harnverlust.
 

Arten und Ursachen der Dranginkontinenz

Die Ursachen dieser Form der Inkontinenz  sind oft ein überempfindlicher oder überaktiver Blasenschließmuskel, der sich bei bereits gering gefüllter Blase zusammenzieht. Es werden nochmal zwei Formen der Dranginkontinenz unterschieden, denen jeweils verschiedene Ursachen zugrunde liegen:

  • Motorische Dranginkontinenz = überaktive Blase: 
    Bei der motorischen Dranginkontinenz handelt es sich um eine Form der Dranginkontinenz, bei der eine Hemmung der Nervenimpulse des für die Blasenentleerung zuständigen Blasenmuskels zum Gehirn fehlt. Symptome der überaktiven Blase sind, dass sich der Blasenmuskel immer wieder unkontrolliert krampfhaft zusammenzieht, was schwallartig kleine Mengen von Urinabgabe zur Folge hat. Bei der motorischen Dranginkontinenz ist die Harnblase also überaktiv. Die Ursache der überaktiven Blase sind meist neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Diese Erkrankungen können das Nervensystem beeinträchtigen und die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase stören. 
     
  • Sensorische Dranginkontinenz = überempfindliche Blase: 
    Eine sensorische Dranginkontinenz tritt auf, wenn die Fühler in der Blasenwand, die sensorischen Rezeptoren, dem Gehirn einen falschen Füllstand signalisieren. Das Gehirn reagiert auf diese falschen Signale und bringt die Blasenmuskulatur dazu, sich zusammenzuziehen und die vermeintlich volle Blase zu entleeren. Bei der sensorischen Dranginkontinenz ist die Harnblase also überempfindlich. Es gibt verschiedene Ursachen für die sensorische Urgeinkontinenz, wie zum Beispiel Blasenentzündungen, Blasensteine, Tumore, Östrogenmangel bei Frauen oder eine verengte Harnröhre aufgrund einer vergrößerten Prostata beim Mann. Auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes können eine überempfindliche Blase verursachen.


Weitere Dranginkontinenz-Ursachen können auch Entzündungen, Blasensteine oder sogar Tumore und eine Erkrankung an Blasenkrebs sein. Wenden Sie sich bei ersten Anzeichen und Beschwerden also direkt an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. 
 

Dranginkontinenz vs. Reizblase – wo liegt der Unterschied

Die Reizblase, auch überaktive Blase oder kurz ÜAB, ist eine offizielle Krankheitsbezeichnung. Das klassische Symptom der Reizblase ist, dass Betroffene ihre Blase häufig und in kleinen Mengen entleeren müssen. Eine Reizblase kann auch ohne eine begleitende Harninkontinenz auftreten. Andersherum geht aber bei den meisten Patient*innen mit einer Urgeinkontinenz eine Reizblase im Krankheitsbild mit einher.

Circa 38 % aller Frauen über 65 leiden an einer überaktiven Blase, davon sind allerdings nur etwa 19 % auch von einer Dranginkontinenz betroffen. Die Reizblase hat ihre Ursache bei Frauen meist in hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft oder den Wechseljahren. Bei Männern führt eine Prostatavergrößerung häufig zu einer Reizblase. Sie sind im Schnitt weniger häufig betroffen als das weibliche Geschlecht.

Die Dranginkontinenz hat bei Mann und Frau meist ähnliche Ursachen wie die Reizblase, nicht zuletzt da die Urgeinkontinenz ja meist von der Reizblase begünstigt wird.

Die Reizblase lässt sich behandeln, ähnlich wie die Dranginkontinenz: mit Beckenboden- und Blasentraining, Entspannungsübungen, richtigem Verhalten im Alltag und gegebenenfalls Medikamenten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. 
 

Dranginkontinenz: Therapie und Behandlung

Die Behandlung und Therapie hängt von der zugrunde liegenden Ursache und der Schwere der Symptome der Dranginkontinenz ab. 

Diese sind die gebräuchlichsten Behandlungen und Therapien bei Dranginkontinenz:

  • Toilettentraining: 
    Übungen für den Beckenboden und ein Miktionsprotokoll, auch Toiletten- und Trinktagebuch genannt, helfen dabei, das eigene Verhalten und die Blase besser zu verstehen und zu kontrollieren.
     
  • Verhaltensänderungen:
    Die Änderung von Trinkgewohnheiten sowie gezieltes Wasserlassen oder Blasentraining zeigen deutliche Erfolge. Entspannungsübungen sowie die richtige Ernährung sind bewährte Hausmittel bei einer Dranginkontinenz.
     
  • Hilfsmittel:
    Diskrete Inkontinenz-Produkte, wie moderne Inkontinenzhosen, helfen Männern sowie Frauen dabei, trotz Dranginkontinenz den Alltag weitestgehend normal bewältigen zu können – und das ganz ohne Scham oder unangenehme Gefühle.
     
  • Medikamente:
    Es gibt verschiedene Medikamente, die bei der Behandlung von Dranginkontinenz eingesetzt werden können. Dazu gehören Anticholinergika, die den Harndrang verringern, und Alpha-Blocker, die den Blasenhals entspannen und den Harnfluss erleichtern können. In einigen Fällen können auch Hormonbehandlungen oder Antibiotika zum Einsatz kommen.
     
  • Blasenkatheter:
    Ein Blasenkatheter kann genutzt werden, um die Blase vollständig zu entleeren und die Symptome der Dranginkontinenz zu lindern.
     
  • Operation:
    In schweren Fällen von Dranginkontinenz kann eine Operation erforderlich sein. Es gibt verschiedene chirurgische Verfahren, die durchgeführt werden können, je nach Ursache der Dranginkontinenz. Beispiele hierfür sind die Entfernung von Harnröhrenverengungen oder die Implantation eines künstlichen Schließmuskels.


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Beachten Sie, dass die Behandlung der Dranginkontinenz je nach Ursache der Symptome variieren kann. Bei schwerwiegenden Auslösern, wie etwa einer Entzündung oder gar Tumoren, müssen diese erst umgehend behandelt werden. Es ist daher ratsam, einen Arzt bzw. eine Ärztin zu konsultieren, um die bestmögliche Behandlung für Ihre individuellen Bedürfnisse zu ermitteln.
 

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